Als wir in der 3. Klasse waren, hat der Trainer die Kicking-Girls-Mädchenfußball-AG in der Schule vorgestellt. Wir hatten beide Lust auf Fußball und fanden es gut, dass wir noch nichts können mussten, sondern einfach mal ausprobieren durften. Außerdem kannte man da fast alle Mädchen, die auch mitgemacht haben, da war die Hemmschwelle natürlich etwas niedriger. In der AG wurden wir dann langsam an das Fußballspielen herangeführt. Aber es war alles ganz locker und überhaupt nicht streng, das hat uns damals sehr gut gefallen.
Unser AG-Trainer war gleichzeitig Trainer im Türkischen Sportverein, der auch bei uns im Stadtteil ansässig ist. In der 4. Klasse wollten wir dann richtig im Verein Fußballspielen und der Trainer hat den Kontakt hergestellt und wir mussten einfach nur zum Training gehen. Dort war es erstmal ganz anders, viel ernster und auch etwas strenger. Aber wir fanden es auch wesentlich cooler mal so richtig für den Verein spielen zu können. Wir hatten dann richtige Trikots und die Punktspiele dauerten ja auch viel länger, man hat sich damals als Kind gefühlt wie in der Bundesliga.
In dem Jahr haben wir dann mit unserer Schul-AG auch das große Kicking-Girls-Sommerturnier gewonnen. Es haben insgesamt 24 Mädchenteams daran teilgenommen, im Jahr davor hatten wir eigentlich immer verloren und dann gewinnen wir das Turnier! Wir dachten damals, das ist das schönste Gefühl der Welt, ein Mädchen aus unserem Team hat sogar vor Freude geweint. Und dann war Steffi Jones da und hat uns gratuliert. Unsere Mutter hatte uns vorher erzählt, dass sie eine Nationalspielerin ist, das war dann schon etwas ganz besonderes für uns.
Inzwischen sind wir ja auf der weiterführenden Schule, aber mit dem Kicking-Girls-Projekt sind wir noch immer sehr verbunden. Eine Zeitlang haben wir bei der Mädchenfußball-AG in der Integrierten Gesamtschule hier bei uns im Stadtteil mitgeholfen, bis wir dann in unserem Verein ein Team von jüngeren Mädchen übernommen haben. Bei den Kicking-Girls-Turnieren machen wir immer noch als Schiedsrichterinnen mit und beim Mädchenfußballcamp sind wir jetzt schon zum zweiten Mal als Co-Trainerinnen dabei. Das ist wirklich richtig cool, weil man da mit den Kindern gemeinsam echt viel Spaß haben kann und alles ziemlich locker ist, man muss nicht streng sein oder so.
Besonders wichtig war für uns die COACH-Ausbildung, die wir im Projekt mitgemacht haben. Zu der Zeit hatten wir sogar schon selbst ein Team im Türkischen Sportverein trainiert, aber bei der Ausbildung haben wir noch sehr viel dazu gelernt. Gar nicht so sehr das Fußballerische, sondern den Umgang mit den Kindern und wie man sich verhalten muss, wenn sich mal ein Kind wehgetan hat oder es Konflikte gibt. Das war wirklich sehr hilfreich, danach hat man sich beim Training viel sicherer gefühlt.
Wenn wir heute so an die Anfangszeit bei den Kicking Girls zurück denken, dann ist uns ein Ereignis besonders in Erinnerung geblieben. Damals in der Grundschul-AG hat uns mal ein Filmteam zum Turnier begleitet und uns den ganzen Tag gefilmt. Es sollte ein kleiner Film über das Projekt gemacht werden und wir wurden auch interviewt usw. und dann wurde der Film auch noch im Fernsehen gezeigt. Danach wurden wir an unserer Schule von Mitschülern nach Autogrammen gefragt und alle haben über die Mädchenfußball-AG gesprochen – wir haben uns echt wie Stars gefühlt!
Aber das Beste an dem ganzen Projekt war für uns eigentlich, dass wir als Mädchen die Möglichkeit bekommen haben das Fußballspielen mal auszuprobieren. Bis dahin gab es an der Schule nur eine gemischte Fußball-AG, in der aber nur Jungen waren. Kein Mädchen, das nicht schon längst im Verein spielt, hätte sich getraut da hinzugehen. Und heute können wir eigentlich sagen, dass wir ohne die AG in der Grundschule gar nicht mit dem Fußballspielen angefangen hätten.
Autorinnen: Shari und Junia