Was ist die Idee hinter Eurem Projekt?
Die Sportfreunde bieten seit 2013 für Kinder von 10 bis 14 Jahren aus sozial benachteiligten Familien oder aus Wohngemeinschaften wöchentlich Sport an: Fußball, Karate, Klettern und Hip Hop Tanz. Dahinter steht natürlich die Idee, dass man über den Sport sozial dazu lernt. Wir haben verschiedene „Skills“ in unserem Konzept, die wir im gemeinsamen Training mit einem Sporttrainer und einem pädagogischen Begleiter umzusetzen versuchen: Dazu gehören natürlich Fairplay, Regeln lernen, sich in einer Gruppe einfügen können, Konflikte gewaltfrei austragen – und eben auch für Ausbildung und Beruf lernen,durchhalten zu können.
Wie ist Euer Projekt aufgebaut? Wie läuft Euer Training ab?
Unsere Projektphase beginnt mit einem Kick Off Camp, das jährlich im August in Abtenau im Salzburger Land stattfindet. Die meisten unserer rund 60 Projektkinder kommen aus der Stadt und müssen erst einmal die Natur wieder kennenlernen – Lagerfeuer und durch den Bach waten sind ganz neue Erfahrungen für sie. Gleichzeitig wird unser Name hier Programm: Die Kindern lernen sich über das Camp kennen und werden zu echten Freunden. Es hat uns nach dem ersten Camp sehr gefreut, zu sehen, dass sie in Kontakt bleiben, auch über die Wohngemeinschaften und Lebenssituationen hinaus. Ihnenist das egal, ob jemand fremduntergebracht ist oder eine eigene Familie hat.
Wie geht es nach dem Kick Off Camp weiter?
Nach dem Camp beginnen sechs Jahrestrainingsgruppen an vier verschiedenen Standorten in Salzburg Stadt und Land. In diesen Gruppen spielt sich das Projektleben dann wöchentlich ab. Es kann natürlich immer noch jemand einsteigen, der nicht im Camp war, aber die Idee ist, dass wir mit dem Camp anfangen, wo es um das Freunde finden geht – und das dann lokal vertiefen.
Wer begleitet Eure Camps? Und wer macht Euer Training?
Es freut mich sehr, dass wir ein ziemlich konstantes Team aus acht Sozialpädagogen haben, die das Camp betreuen und die letzten drei Jahre fast lückenlos immer da waren. Sie haben innerhalb kürzester Zeit eine sehr hohe Identifikation mit dem Projekt entwickelt und das überträgt sich natürlich auch auf die Kinder.
Was ist für Euch die größte Herausforderung?
Die größte Herausforderung ist es eigentlich, den Schwung aus dem Camp mit ins Jahrestraining zunehmen, sodass die Kinder und Jugendlichen wirklich von September bis Ende Mai dabei bleiben. Das ist wirklich nicht einfach, weil manches natürlich zur Routine wird und nicht mehr so spannend ist wie beim ersten Mal oder so cool und aufregend wie im Camp – das ist für die Pädagogen und die Trainer schon eine Herausforderung, das Training so zu gestalten, dass die Kids dauerhaft Spaß daran haben.
Wieso habt Ihr Euch für die Altersgruppe 10-14 entschieden?
Im ersten Jahr hatten wir das Projekt eigentlich für die Gruppe 10-18 aufgesetzt. Dabei haben wir gesehen: Diese Bandbreite ist einfach zu groß. Es war zwar ein unheimlich nettes Camp, weil sich die Großen und Kleinen sehr gut verstanden haben – aber weder vom Sportlichen noch vom Pädagogischen her haben wir ein Programm gefunden, das für alle passt. Deshalb konzentrieren wir uns nun lieber auf die 10-14-Jährigen. In der Zeit ist sehr viel im Umbruch – undgleichzeitig kann manin Richtung Social Skills noch so viel positiv initiieren. Das ist aber auch die Herausforderung: In diesem Alter sind die Kids auf der einen Seite noch Kind und verspielt, und auf der anderen Seite pubertierend und denken sich „Lass mich in Ruhe mit zu viel Verantwortung“. Das ist immer eine Gratwanderung – aber das ist auch spannend.
In welchen Momenten merkst Du, dass sich Deine Arbeit lohnt?
Einen ganz typischen Moment gab es bei der Abschlussfeier letztes Jahr, als zwei Jungs aufgestanden sind und uns gesagt haben, wie toll sie es bei uns fanden und fragten, ob sie nächstes Jahr wiederkommen könnten. Dass zwei 14-Jährige aufstehen und das sagen, ohne dass sie gefragt werden, das ist schon etwas Besonderes für uns.
Einen echten Gänsehautmoment hatte ich auf dem Abschlussfest vom ersten Camp – wir waren eine sehr gemischte Gruppe, sowohl vom Alter, als auch von den Nationalitäten. Vier Flüchtlinge aus Afghanistan haben einen Tanz aufgeführt – und der Abend war einfach magisch. Ein einziges buntes Treiben, jeder hat mit jedem getanzt… Ich hätte nie gedacht, dass das so gut funktionieren kann.
Autor:
Gerald Brandtner ist einer von drei Projektleitern beim österreichischen Laureus Förderprojekt SportFreunde. Er versucht, den teilnehmenden Kids über den Sport Regeln und Fairplay zu vermitteln und ist manchmal selbst von dem überaus positiven Feedback überrascht – Gänsehautmomente inklusive.