Was ist KICKFORMORE?
KICKFORMORE ist ein Projekt von KICKFAIR e.V., das mit lokalen Partnern gemeinsam umgesetzt wird. KICKFORMORE folgt dem KICKFAIR Bildungskonzept und ist eines von mehreren KICKFAIR Projekten bundesweit. KICKFORMORE ist aktuell in Offenburg, Tübingen, Ostfildern, Schwäbisch Gmünd, Mutlangen und Speyer fest verortet.
Was macht KICKFAIR?
Im Bildungskonzept von KICKFAIR geht es um einen ganzheitlichen Ansatz: Erreicht werden vor allem die Jugendlichen, die im klassisch bestehenden Bildungssystem oftmals durch das Raster fallen. Bei KICKFAIR gestalten die Jugendliche ihre Projekte aktiv mit. Spielerisch lernen sie so nebenbei Werte wie Teamgeist, Respekt, Toleranz und Disziplin. Sie entdecken ihre Fähigkeiten und Interessen, können diese im Projekt entfalten und weiterentwickeln. Die KICKFAIR/KICKFORMORE Projekte beinhaltet vier zentrale Elemente, nämlich Straßenfußball spielen, Straßenfußball-turniere selbst organisieren, Straßenfußball-Mediation und „Jugendliche engagieren sich für Jugendliche” in ihrem Stadtteil.
Wie wird Straßenfußball gespielt?
Straßenfußball steht nicht für den Ort, sondern für die besondere Art der Begegnung: Gespielt wird vier gegen vier, immer in gemischten Teams mit Jungs und Mädchen. Es gibt keinen Schiedsrichter. Deshalb müssen eigene Formen der Kommunikation und Spielbewertung abgestimmt werden. Zum Beispiel treffen die Teams in der Dialogzone Vereinbarungen über Regeln und den gegenseitigen Umgang bevor das eigentliche Spiel dann losgeht. Die so genannten „Teamer“, Jugendliche aus der Zielgruppe selbst, begleiten diesen Prozess als MediatorInnen. Die vereinbarten Regeln haben Bedeutung, werden nach dem Spiel diskutiert und zusammen bewertet – erst dann steht der Sieger fest!
Was versteht Ihr bei KICKFORMORE unter den „Orga Meetings“?
„Orga Meetings“ sind die regulären Projekttreffen der lokalen Jugendorganisations-teams. Hier planen die KICKFORMORE Jugendlichen Veranstaltungen, organisieren Turniere und entwickeln weitere Projekte außerhalb des Straßenfußballs. Ihrer Kreativität und Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Ob in einem Parkhaus, in einer Straßenunterführung oder auf dem Schulhof – Straßenfußball kann überall gespielt werden. Das Orgateam legt eigenständig – aber begleitet – Zeit und Ort fest, holt Genehmigungen ein, lädt Teams, Gäste und Schirmherren ein, plant die Bewirtung und bestimmt den Zeit- und Ablaufplan. Am Veranstaltungstag selbst sind sie für die Durchführung und Umsetzung ihrer Planung verantwortlich. Durch ihr eigenes Projekt erfahren die Jugendlichen, dass sie ihr Lebensumfeld positiv mitgestalten können.
Wie dürfen wir uns Straßenfußball-Mediation vorstellen und was machen die MediatorInnen?
In der Rolle des Mediators lernen die Jugendlichen vor einer Gruppe zu stehen, Diskussionen zu moderieren und (als Vorbild) Werte wie Fairness und Respekt anderen gegenüber zu vermitteln. Dabei sind sie mit sehr emotionalen und konfliktreichen Situationen aus dem Fußballspiel konfrontiert. Ihre Erfahrungen diskutieren und reflektieren sie in regelmäßigen Mediatoren-Meetings: Wie gehen sie selbst mit Konflikten um? Welche Kommunikationsmittel könnten ihnen helfen?
Welche Aufgabe bekommen Jugendliche die schon länger bei KICKFORMORE mitspielen?
Ältere Jugendliche im Projekt werden zu Mentoren/-innen für die Jüngeren und übernehmen selbst Verantwortung für die Inhalte und die Umsetzung von KICKFORMORE vor Ort.
Was bedeutet KICKFORMORE für die Kids, mit welchen Problemen haben sie zu kämpfen, was lernen sie im Projekt?
KICKFORMORE bietet jungen Menschen zwischen 10 – 20 Jahren (meist mit Migrationshintergrund und oft mit benachteiligten Bildungschancen) ein begleitetes Betätigungsfeld, in dem sie sich entwickeln können und gestalterisch tätig sind. Fast alle Projektteilnehmer/-innen haben ein sehr schlechtes Selbstbild, ein niedriges Selbstwertgefühl und wenig Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Sie erleben viel Frustration und sehen wenige bis keine positiven Perspektiven für ihre Zukunft.
Mit KICKFORMORE lernen sie jene wichtigen sozialen und praktischen Kompetenzen, die immer wieder eingefordert werden und die sie brauchen, um mit den Herausforderungen der heutigen Zeit gut umgehen und um ihre Potentiale in einer sich verändernden, modernen Arbeitswelt einbringen zu können. KICKFORMORE begleitet junge Menschen in dem Prozess, ihre persönliche und berufliche Zukunft in die eigene Hand zu nehmen.
Dazu gehört:
- Wertevermittlung und das Erlernen von gesellschaftlichen Spielregeln
- Konfliktmanagement, Kommunikations-/Dialogfähigkeit, Teamfähigkeit,Organisation/Selbstorganisation
- Motivation „Lernen zu lernen“
- Stärken erkennen und Talente fördern
- Soziales und interkulturelles Lernen, Umgang mit Vielfalt
- Verantwortung übernehmen persönlich, beruflich und gesellschaftlich
Durch ihr soziales Engagement tragen sie positiv zum sozialen Miteinander in der Kommune bei.
Wie lautet das Feedback der Projekt-Teilnehmer?
Die teilnehmenden Jugendlichen berichten selbst, dass KICKFORMORE ihnen die Möglichkeit gibt, ihre Ideen und Kreativität umzusetzen. Durch die Vernetzung zu anderen KICKFORMORE Standorte und gemeinsame Aktionen ist KICKFORMORE für die Jugendlichen wie eine zweite Familie und gibt ihnen Halt. Religion, Hautfarbe oder Geschlecht spielen keine Rolle.
Was überrascht Euch an den teilnehmenden Jugendlichen am meisten?
Ihre Verbundenheit zum Projekt, ihre persönlichen Veränderungen und das Verantwortungsgefühl, das sie entwickeln – für ihr eigenes Leben, aber auch das der anderen. Ihr Engagement, ihr Wissen und ihre Erfahrungen an Jüngere weiter zu geben, ist außergewöhnlich.
Wie war das Jahr 2014 für Euer Projekt? Worauf seid Ihr 2014 besonders stolz?
„Football for Hope Festival“ in Rio de Janeiro – Juni/Juli 2014:
Ein paar unserer Jugendliche nahmen am Football for Hope Festival in Rio de Janeiro / Brasilien teil. Als Botschafter für KICKFAIR und das Projekt KICKFORMORE tauschten sie sich mit Jugendlichen aus aller Welt aus, spielten gemeinsam Fußball, lernten von und miteinander. Ihre Erfahrungen brachten sie in die KICKFORMORE Standorte ein.
KICKFORMORE Festival im Juli 2014 in Schwäbisch Gmünd:
Jugendliche aus allen KICKFORMORE Standorten setzten das Festival mit allen Aufgaben gemeinsam um und begeisterten Jugendliche, Betreuer/-innen, Bürgermeister, Presse und Projekt-Schirmherr und Laureus Botschafter Fredi Bobic.
Kick Off des neuen KICKFORMORE Standortes in Speyer:
Jugendliche des KICKFORMORE Standortes Offenburg begleiteten Jugendliche aus Speyer bei ihren „ersten Schritten“ in das Projekt und organisierten ein Kickoff-Turnier mit Fredi Bobic und Birgit Prinz an der Schule im Erlich.
Was bedeutet es für KICKFORMORE, bei Laureus dabei zu sein?
Laureus ist für KICKFORMORE in verschiedener Hinsicht wichtig: die finanzielle Unterstützung sichert ein nachhaltiges, professionelles und wirkungsorientiertes Arbeiten vor Ort. Die regelmäßigen Begegnungen mit anderen von Laureus-unterstützen Projekten in Deutschland und auf der ganzen Welt ermöglicht ein Mit- und Voneinander Lernen auf verschiedenen Ebenen – Jugendliche, Betreuer/-innen und Projektleiter/-innen. Die Laureus Botschafter/-innen schaffen Öffentlichkeit, geben den Projekten und ihren Jugendlichen eine Stimme (die gehört wird) und zeigen ihnen eine Wertschätzung, die sie motiviert, weiter zu machen.
Autorin:
Rabea Bross – ihre erste Ausbildung war eine kaufmännische Lehre als Kauffrau im Groß‐ und Außenhandel. Ihr Interesse an gesellschaftlichen Aufgaben und sozialen Themen wuchs jedoch stetig und damit auch der Wunsch, dies beruflich zu machen. Schon während dem Studium der Sozialpädagogik entdeckte Rabea den Sport als Handlungsfeld in sozialen Bezügen und schrieb ihre Diplomarbeit über soziale Wirksamkeit von Sport, insbesondere von Straßenfußball (am Beispiel eines Straßenfußball‐Projektes in Ostfildern). Rabea arbeitet schon lange bei KICKFAIR und hat die Entwicklungen von KICKFORMORE von Beginn an unterstützt. Mit ihrem Wissen und Erfahrungen hat sie nun auch die Projektleitung übernommen. Gemeinsam mit ihren Kollegen/‐innen bei KICKFAIR schafft sie Vernetzungen und fördert den Austausch von Jugendlichen untereinander. Für sie ist es am Wichtigsten die Kreativität und das Potential der Teilnehmer/‐innen in den Mittelpunkt der Projektarbeit zu stellen.