Fußballspielen mit jungen Geflüchteten

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31.07.2018

Timo engagiert sich neben seinem Studium bereits seit zwei Jahren beim Laureus Förderprojekt „unite people – through sports“. Lesen Sie hier mehr über seine Erfahrungen als Coach beim Fußballangebot für Jugendliche und junge Geflüchtete.


 

Das Fußballangebot für geflüchtete Jugendliche und junge Männer ist von Beginn an fester Bestandteil des Projektes „unite people – through sports“ und vereint durch seinen niederschwelligen Zugang des gemeinsamen Fußballspiels viele verschiedene Kulturen und Altersgruppen.

Im Rahmen der großen Fluchtbewegungen in den vergangenen Jahren wurden mehrere Flüchtlingsunterkünfte in unmittelbarer Nähe zum Sportcampus der Universität Duisburg-Essen errichtet. Durch die Kontaktaufnahme zu diesen Unterkünften nahmen wir unmittelbar Anteil an den schwierigen Lebensbedingungen der dort untergebrachten Geflüchteten und sahen vor allem in der gemeinsamen sportlichen Aktivität die Gelegenheit, Leichtigkeit und Freude zurück in das Leben der geflüchteten Menschen zu bringen. Insbesondere junge Männer und Erwachsene blieben mit Blick auf Freizeit- und Bewegungsangebote bis dahin unberücksichtigt und erhielten nicht die Chance, sich in sportlichen Kontexten körperlich auszuleben und auszudrücken.

Der Fußball bot daher eine willkommene Abwechslung zum tristen und bewegungsarmen Alltag und erfreute sich bereits in den ersten Wochen des Projekts großer Beliebtheit, da Regeln bekannt und grundlegende Spielfähigkeit vorhanden waren.

Auch wenn die sprachlich begrenzten Fähigkeiten der Geflüchteten die Kommunikation phasenweise erschwerte, gelang es uns vor allem über den Ball und das gemeinsame Spiel die sprachlichen Hürden zu überwinden und alle Teilnehmer am Spielgeschehen teilhaben lassen.

Darüber hinaus war es uns im Verlauf der Projektzeit möglich, das bestehende Fußballangebot um weitere Veranstaltungen und Projektbausteine zu ergänzen. Während das „Sommerfest“ den gemeinschaftlichen Austausch und auch die Feier in den Vordergrund rückte, nahm der „Coach-Workshop“ personale, soziale wie auch fachliche Kompetenzen der Geflüchteten in den Blick. Auch sprachliche Kompetenzen sollten im Rahmen des zweitägigen Workshops verbessert werden.

Im Rahmen eines Praktikums im Verein „Integration durch Sport und Bildung e.V.“ bot sich mir die Möglichkeit, das Projekt kennenzulernen, aktiv mitzugestalten und einen sportlich-integrativen Beitrag zu leisten. Mittlerweile leite ich das Fußballangebot und gestalte die Angebote richtungsweisend mit. Insbesondere vor dem Hintergrund meiner Lehrerausbildung und künftigen Lehrtätigkeit in kulturell und sprachlich heterogenen Lern- und Klassensituationen empfinde ich die Arbeit mit den Geflüchteten als große Bereicherung.

In relativ kleinen Gruppenkonstellationen ist es mir möglich, kleinere Sporteinheiten auszugestalten und zu erproben. Auch der sprachsensible sowie sprachbewusste Umgang in heterogenen Kontexten kann eingeübt und mit fußballspezifischen Inhalten und Themen verzahnt werden. Das Sportangebot dient mir in diesem Zusammenhang als Raum der Erprobung und als sinnvolle Vorbereitung auf meinen Lehrberuf.

Die Begeisterung für den Fußball und unser offenes Sportangebot für geflüchtete Jugendliche und junge Männer ist seit Projektbeginn noch immer ungebrochen und lässt auch für die nächsten Jahre eine positiv zu bewertende Perspektive zu. Derzeit finden sich durchschnittlich achtzehn Jugendliche und junge Männer einmal pro Woche auf dem Fußballplatz des Sportcampus zusammen, um gemeinsam mit uns zu trainieren und zu spielen.

Kulturelle Konflikte, die vor allem in den ersten Jahren zwischen den Geflüchteten unterschiedlicher Herkunft auftraten, sind mittlerweile kaum noch zu beobachten, da durch den Fußball Kontakte geknüpft und Freundschaften geschlossen werden konnten. Auch ich habe meine anfänglichen Berührungsängste und Vorbehalte abbauen und relativieren können. Durch die enge Zusammenarbeit mit den Geflüchteten habe ich vor allem abseits des Fußballplatzes neue Freundschaften knüpfen können.

Die aus anderen Länder und Kulturen kommenden Menschen sind für mich nicht mehr nur Fremde, sondern Freunde und Bekannte, mit denen ich mich regelmäßig treffe und beschäftige. Ich schätze vor allem den regelmäßigen Austausch und möchte den Kontakt durch das gemeinsame Fußballspiel nicht mehr missen.

Autor: Timo Schossow studiert Sport und Deutsch für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen an der Universität Duisburg-Essen. Seit zwei Jahren leitet er das Fußballangebot für Jugendliche und junge Geflüchtete, welches im Rahmen des Projektes „unite people – through sports“ umgesetzt wird.

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On Juli 31, 2018
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